Rudertour in Portugal auf dem Douro – 13. bis 18. Mai 2024
Eine echte Traumreise!
Text: Karl Reiners
Eigentlich müsste das Datum umgeschrieben werden, denn die meisten Mitglieder unserer zehnköpfigen Gruppe reisten schon vorher an, um Porto zu sehen. Es war Freitag, der 10.5. abends, als sich die meisten Ruderfreunde beim Check-in im Hotel in Porto zum Abendessen verabredeten und sich bei vorzüglichen Gerichten auf die Planung für die nächsten beiden Tage einigten. Das Hotel Oca Oriental bietet gediegenen Komfort, ist direkt am Bahnhof Campanha gelegen und war deshalb fußläufig für unsere spätere Rudertour zu erreichen.
In den nächsten beiden Tagen ging es kreuz und quer durch Porto. So konnten wir die Stadt aus verschiedenen Perspektiven sehen und bestaunen. Relativ von oben von der historischen Stahlbrücke St. Luis, die von Eiffel entworfen wurde, aber auch von den stark frequentieren Gassen und Flaniermeilen längs des Douro aus. Von der Brücke aus konnten wir auch die ersten Ruderer sehen, die in Sportbooten trainierten. Allerdings konnten wir auch feststellen, mit welchen Problemen ein Sportboot in diesem starken Verkehr mit beträchtlichem Wellengang zu tun hat. Wanderrudern gibt es in Porto, wenn überhaupt, nur sehr selten.
Die Altstadt Ribeira ist mit seinen bunten Häusern, die oft auch mit den bekannten Keramiken versehen sind, mehrere Tagestouren wert. Und in der Mitte der historische Bahnhof, der auch in der Gegenwart betrieben wird und der durch seine Helligkeit und seine großartigen Räumlichkeiten, die ebenfalls mit bunten Keramiken und Wandgemälden besticht.
Der zweitägige Aufenthalt in Porto bot uns auch die Möglichkeit, mit der historischen Tram nach Foz Do Douro zu gelangen, etwa fünf Kilometer außerhalb von Porto, ein Küstenort am Atlantik. Somit konnten wir auch die Frische des Atlantiks mit seinen hohen Wellen und dem starken, kühlen und feuchten Wind zum ersten Mal bewusst wahrnehmen. Es sollte nicht das letzte Mal sein.
Auf all unseren Wegen in Porto machten wir immer wieder auch die Erfahrung, dass selbst die kleinsten Restaurants sehr gut ausgestattet sind und jedem Gast ein echtes kulinarischen Erlebnis bieten.
Es war am Montag, der 13.5. morgens, als wir nach kurzem Fußweg vor dem Bahnhof standen und von einem unserer portugiesischen Ruderfreunde begrüßt wurden. Andree übergab uns die Fahrkarten und schilderte uns, wann und mit welchem Zug wir fahren sollten. Es war eine alte und auch schon bekanntere Diesellok, mit der wir etwa 180 Kilometer ins Landesinnere den Douro entlanggefahren wurden. Schon alleine diese Zugfahrt über drei Stunden war ein Genuss, denn sie erlaubte uns schon jetzt vielfältige Eindrücke von den verschiedenen Landschaften und auch den immer kleiner werdenden Orten zu erlangen.Die Tür unseres Waggons ließ sich zwar nicht mehr schließen und der Gang zur Toilette war nicht ganz ohne Risiko und mit viel Frischluft verbunden, aber wir kamen pünktlich an der letzten Haltestelle des Zuges an. Die Region ist zu menschenleer, um weitere Haltestellen weiter im Landesinneren wirtschaftlich zu betreiben.
Hier eine kurze Einordnung: Der Douro ist mit 900 km Länge der drittlängste Fluss der Iberischen Halbinsel. Er entspringt in Spanien und bildet auf etwa 110 km Länge die Grenze zu Spanien. Von der spanischen Grenze, wo unsere Tour einsetzte, sind es 208 Ruderkilometer bis Porto.
Mit dem Transporter wurden wir in Pocinho abgeholt und zum Leistungszentrum Portugals für den Rudersport gebracht. Nach dem Kleidungswechsel wurden wir nach Barca d´Alva gebracht, einem Naturschutzgebiet an der spanischen Grenze.
Von dort aus die ersten 25 Ruderkilometer. Es war anstrengend. Der starke, frische in Gegenwind sollte uns leider treu bleiben. In den nächsten drei Tagen durchruderten wir viele Schluchten, wo sich der Wind verstärkte.
Wer meint, Portugal wäre im Mai auf jeden Fall warm, der kann irren. Wir hatten durchgängig nur 15 bis 20 Grad. Für die beiden Steuerleute hieß das bei diesem Gegenwind und auch immer mal wieder Regenschauer: Warm bleiben! Es lohnt sich also, auch noch für Wind und Wetter ausgerüstet zu sein, wenn man sich zum Wonnemonat Mai im nördlichen Teil Portugals befindet. Empfehlenswert ist auch, Handschuhe fürs Rudern mitzunehmen. Üblich sind Skulls mit Gummigriffen, die unseren Händen erheblich zusetzten.
Abends kehrten wir wieder in unsere Herberge ein. Die Unterkunft war schlicht aber völlig ausreichend. Die Augen fielen von alleine zu.
Am nächsten Morgen, es war Dienstag, ging es richtig los. An den üblichen Tagen wurden 30 bis 40 Kilometer gerudert. Die ersten drei Tage zeichneten sich durch den schon erwähnten starken Gegenwind aus.
Der Douro hat viele Gesichter. Einmal breit wie der Rhein – allerdings mit flachem Wasser, so dass wir angehalten wurden, in der Fahrrinne zu bleiben. Dann wiederum ruderten wir durch sehr schmale Felsschluchten, wo kaum mehrere Boote, geschweige denn Schiffe nebeneinander fahren konnten. Die Folge war, dass sich die Luftströmung durch diese Schluchten presste und wir bei sehr starkem Gegenwind und ohne Strömung mit nicht mehr als 2 km/h durchkamen. Es war zugleich anstrengend und schön.
Abends wurden wir in ein Restaurant „entführt“, dass uns neben den wie immer fantastischen Speisen auch noch einen herrlichen Ausblick auf die sehr abwechslungsreiche Landschaft ermöglichte. Von dort aus konnten wir auch einen beträchtlichen Teil unserer Tagesleistung überblicken.
Auch die landschaftlichen Eindrücke waren vielfältig: Steppenartige Landschaften, deren dominierender Farbton eher braun war, wechselten mit sehr weitläufigem, intensiv betriebenem Weinbau oder Olivenhainen, dann wiederum monolithische Felsmassive, die es größeren Schiffen je nach Wasserstand schwierig machen, diese Engpässe zu passieren. Und oft fragten wir uns, wie die wenigen sehr kleinen Ortschaften mit Strom versorgt oder überhaupt erreicht werden können.
Trotz der Menschenleere dieser Landschaft in den ersten drei Rudertagen gelang es dem Organisationsteam immer wieder, an der richtigen Stelle ein Picknick zu organisieren, und wo in mehr als ausreichendem Maße neben den Weinen, Bier und Wasser auch die verschiedensten Köstlichkeiten geboten wurden.
Rui, unser Ansprechpartner bei der Organisation der Reise, hatte es mit seinen jungen Mitstreitern Bernardo und Andree auch immer wieder geschafft, tolle Restaurants zu organisieren, die uns das unvergessliche Erlebnis ermöglichten, die Bandbreite der portugiesischen Gaumenfreuden zu genießen. Das alleine schon machte die Reise so reizvoll. Es war fast so, dass wir immer wieder bedauerten, nicht genügend Appetit zu haben, um all das zu genießen. Schließlich wartete schon das Abendessen auf uns, das wir keineswegs verpassen wollten. Die Hotels waren gleicher Güte.
Die Tage waren eng getaktet. Meistens trafen wir uns um 9 Uhr und ruderten den ganzen Tag. Bernardo begleitete uns unauffällig, aber stets in Sichtweite. Mannschaftsmitglieder wurden bei dringendem Bedarf sogar abgeholt und wieder zurück zum Boot gebracht, so dass den Anderen keine Zeit verloren ging.
Denn wir hatten auch einige Schleusen zu durchfahren, die zu den größten Schleusen in Europa gehören und ein Gefälle zwischen 30 und 35 Metern überwinden.
Eigentlich sind wir als Wanderruderer solche Situationen gewohnt. Für den ein oder anderen Tipp oder Anweisung in konkreten Situationen waren wir dennoch dankbar. Schließlich wurde jedes Zeitfenster für unsere Schleusung speziell genehmigt und geplant.
Bei der Weindegustation donnerstags wurde uns auch ein Film vorgeführt, die den Transport des Weines nach Porto zu Thema hatte. Es ist für uns heute kaum vorstellbar, wie mühevoll und gleichzeitig extrem gefährlich der Douro für diese Transporte ohne Schleusen mit Booten war, die über keinen Motor verfügten, allenfalls ein Segel.
Unsere Boote waren coastal rowers der Klasse D. Sie stehen deshalb sehr gut im Wasser, sind windempfindlich, aber für Wellengänge extrem gut geeignet. In den Genuss dieses Wellengangs kamen wir spätestens in Porto, wo sich hüfthohe, stehende Wellen durch die Ebbeströmung ergaben und gleichzeitig extrem starker touristischer Verkehr einsetzte. So konnten wir sicher am Steg des Rudervereins mitten in Porto anlegen.
Während Rui nach dem Abriggern die Boote zu ihren Lagerplätzen fuhr, genossen wir noch einmal Porto vom Fluss aus. Die Tour mit einem Schiff im Stile der historischen Weintransportboote aber mit Motor ließ uns einen letzten umfassenden Eindruck von Porto angedeihen.
Ausklang der Reise war ein Restaurant, das wieder einfach gehalten war aber wieder mit vorzüglichen Speisen. Der Abschied war aufrichtig herzlich. So haben wir die portugiesische Gastfreundschaft bis zum letzten Augenblick intensivst genossen.
Text: Karl Reiners