Lahntour 2017 mit Schirm und Charme
(Titelfoto: Holger Ellgaard)
Was vorher war: Wechselnde, gegen Ende eher düstere Stimmung bei der Betrachtung der Wettervorhersage für die Pfingsttage. Wellenförmige Prognosen, tendenziell nach unten zeigend bei Temperatur, jedoch nach oben bei Regenwahrscheinlichkeit samt –menge. Und dann auch das noch: Gewitterandrohung!
Denn es ging um DIE Tour: die traditionelle Pfingstrudertour auf der Lahn. Diesmal mit 19 Teilnehmern (Obergrenze!), verteilt auf drei Kleinbusse. Aufbruch in Zündorf am Pfingstsamstag kurz nach 7 Uhr. Im Wasser waren die Boote (die ehrwürdigen 50-jährigen Klinkerschiffe „Käpt’n Böff“ und „Neptun“ sowie die Plastikboote „Porzer Wind“ und „Flieger Götz“) um halb 11. Der erste Tag führte von Odersbach nach Limburg, eine Strecke von 33 km. Grauer Himmel beim Start und – s.o. – dräuendes Gewitter. Bei Runkel schien es so weit zu sein: Blitze am Horizont und es begann zu tröpfeln. Schnell ans Ufer. Aber es kam dann nur ein kräftiger Guss, der die Blitze löschte, deshalb Weiterfahrt nach einer – auch als Erholungspause genutzten – Stunde.
Die Sonne brach hervor und warf Licht auf einen halbdreisten aber unabsichtlichen Flaggenklau, zu dem sich die Freunde der Trierer Rudergesellschaft hinreißen ließen. In letzter Sekunde Vereitelung und ein lauwarmer Racheschwur unsererseits. (Dazu später mehr). Beide Flaggen aber auch zum Verwechseln ähnlich.
In Limburg nahmen die meisten Standquartier bei unseren „Nichten und Neffen“ vom Limburger Kanu-Club (und nicht wie in den Vorjahren bei den „Brüdern und Schwestern“ des Limburger (Ruder) Clubs für Wassersport), die anderen nächtigten im Hotel.
Das Clubhaus ist hübsch gelegen am Fluss; auf der Terrasse (s. Foto) genossen wir den Höhepunkt des Tages: Ein opulentes Grillfest, dargeboten von Arvid und Leo. In der Nacht kräftiger Regen und mächtige Glockenschläge des Limburger Doms. Das Hotel ging so. Meisterliche Ausnutzung der verwinkelten Räumlichkeiten. Und obwohl ein Lahn-Hotel, kein W-LAN.
Am Pfingstsonntag die zweite Etappe der Tour. Fahrt bis Laurenburg, das sind 26 km. Mittags Pause in Balduinstein an einer Pommes-Bude. Großer Andrang (es waren Kanuten und sowohl Bonner als auch die oben erwähnten Trierer Ruderer unterwegs). Ein Auge peilte schon auf die an deren Booten wehrlos hängenden Flaggen. In einer Sekunde der Unaufmerksamkeit dann der Zugriff. Unser Neptun wurde nach Trier „ausgeflaggt“ und floh Richtung nächster Schleuse. Trotz am Heck wehender Trophäe später die verzweifelte Frage der Trierer: „Uns fehlt eine Flagge, habt ihr die gesehen?“…
Stundenlanger, partiell sinnenverwirrender Sonnenschein: Auf die Ankündigung bei km 88, dass die nächste Schleuse bei km 90 läge, meinte G: „Das sind also noch 12 Kilometer.“ – ? – „Aber G, das sind doch nur zwei“. „Naja, vielleicht ein paar hundert Meter weniger als 12“ – ??? –
Bei der Ankunft in Laurenburg wurde die Zeit knapp, weil wir mit dem Zug zurück nach Limburg mussten. Der Fahrkartenautomat konnte nicht so Recht Schritt halten…
Am Abend gemeinsames Essen in der 100 m vom Club entfernt gelegenen Obermühle, anschließend noch Ein, Zwei Bier auf Rosys und Wolfgangs Enkel Nr. Drei.
Pfingstmontag Fahrt mit mustergültigen Fahrausweisen mit der Bahn von Limburg zurück nach Laurenburg. Die Sonne brannte. Das Warten an einer der Schleusen wurde durch ein unerwartetes Programm versüßt. Ein mit übermäßigem Bug- und Heckstrahlrudergebrauch im Zickzack in der Schleusenkammer schlingernder Freizeitkahn ließ eine Lehrstunde in Sachen Seemannschaft erwarten. Statt das vorgesehene Haltetau zu greifen versuchte die Bugfrau den Mehrtonner „von Hand“ von der glitischigen Schleusenwand abzudrücken. Fast meinte man, einen knöchernen Hall gehört zu haben. Spätestens jetzt machte auch die zugefenderte Bordwand Sinn. Als der Pott durch das stehende Zerren am Haltetau immer noch nicht langsamer wurde, mischte sich der Augen rollende Schleusenwärter ein. „Entschuldigen Sie, könnten Sie vielleicht…“ brachte er nicht heraus, stattdessen blieb er seiner urhessischen Herkunft treu und es kam „Ei Kerle, beleeche Se ma die Klambe und mache zwo halbe Schlääch obbedruff , un gud is´!“. Der Schleusenwärter bekommt vom Wasser- und Schiffahrtsamt für jedes Augenrollen einen Euro überwiesen. Als er etwas schneller als sonst die Schützen im Obertor aufreißt und die Boote „gut gesichert“ in der Schleusenkammer tanzen, sind wir auf dem Rückweg zu den wartenden Ruderbooten. Mal sehen was er an uns verdient.
Ende der Tour nach an diesem Tage 22km in Bad Ems. Alle müde und glücklich. Und nächstes Jahr Mettenden statt Müsliriegel.
„Stolze Schlösser und Burgen, eindrucksvolle Kirchen, Klöster und Dome bezeugen die Jahrhunderte gewachsene Kultur des Lahntals. Hier fließt einer der romantischsten Flüsse Deutschlands, die Lahn. Weitab vom geschäftigen Treiben des Alltags gibt es noch Gegenden, in denen wir erholsame Stunden im Einklang mit der Natur erleben. Wir entdecken eine Vielzahl liebenswerter Städte, in denen die Zeit ein wenig stillzustehen scheint. Das idyllische Lahntal mit den herrlichen Bergwäldern hat sich seinen ureigenen Reiz bis heute bewahrt. Wer sich ein wenig Zeit nimmt, den Charme verschwiegener Winkel ruhig auf sich wirken zu lassen, aufmerksam die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten, der kann ihn heute noch erleben, den stillen Traum der Natur“ (Quelle: www.lahntal.de)
Jo, das is‘ so. Auch wenn man die Werbesprech-Euphorie abzieht.
Was nachher ist: Nach der Lahntour ist vor der Lahntour.
Text: Hanno Born, Heinrich Wirtz