„Wenn die Holländer eins können, dann ist es mit Wasser“, diesen Satz sagte Markus nicht nur einmal auf der Tour durch die holländischen Grachten und Kanäle. Und er hatte recht. Die Holländer sind nicht nur Meister darin, dem Meer immer wieder Land abzutrotzen, sie sind auch eine große Ruderernation. Der Bootsclub „Het Spaarne“, der jedes Jahr im Frühling die sogenannte „Zwiebeltour“ organisiert, gehört zu den größten des Landes. Er hat über 1000 Mitglieder und rund 110 Boote, wie wir am Abend des ersten Tages bei einem guten Essen im Clubhaus der Königlichen Ruder- und Segel-Gesellschaft Het Spaarne erfuhren.
Da lagen 34 Ruderkilometer 3 Meter unter dem Meeresspiegel bereits hinter uns, vorbei an den Tulpenfeldern bei Harlem und durch die Grachten der Stadt. Die Tulpen standen in voller Pracht und auch so manche Hyazinte war noch nicht verblüht. Die Blumenfelder gehören zum berühmten Keukenhof, der gut besucht war, was allein schon an den kilometerlangen Schlangen von Wohnmobilen entlang der Grachten und Kanäle zu sehen war. Zu Mittag gab es ein organisiertes Buffet in einem alten restaurierten Bahnhof mit Spargelsuppe und Bitterbollen. Vor uns waren allerdings schon die Franzosen da und fast sah es so aus, als wäre für uns nichts mehr übrig. Zum Glück wurde dann aber doch noch nachgelegt.
Das Ruderevent findet seit 6 Jahren statt und lädt sowohl holländische, als auch internationale Ruderclubs ein, jeweils an zwei Tagen die Blütenpracht vom Wasser aus zu genießen. Auch diesmal waren mit uns wieder Engländer, Spanier und besagte Franzosen unterwegs, vorzugsweise in den breiten Wherrys des Clubs. Das sind kurze Ruderboote. Zwei Leute rudern, zwei Steuerleute sitzen derweil auf der Bank. Das macht Muskeln! (Also an den Skulls, nicht auf der Bank.) Wind und Wetter hatten es aber leider nicht allzu gut mit uns gemeint. Am ersten Tag blieben wir zwar trocken, aber der Wind blies recht kühl und heftig und natürlich gerne aus der falschen Richtung. Bis auf einige Ruderer anderer Nationalitäten, die gewagt mit kurzen Hosen auftauchten, hatte die Mehrzahl von uns wieder die Winterruderkleidung ausgepackt, um bei einigen Sonnenfrequenzen dann nach dem berühmten Zwiebelprinzip eine Hülle nach der anderen fallen zu lassen. Wir waren ja schließlich auf der „Zwiebeltour“.
Zu dritten Mal waren die Porzer jetzt schon dabei, manche allerdings zum ersten Mal. Die anderen wussten bereits, dass es in den Grachten von Harlem und Leiden einige Brücken gibt, die gelegentlich recht schmal, aber auch recht niedrig sein können. Ein Spaß für die Erstmitfahrer, eine Herausforderung für Steuerneulinge. Schließlich heißt es auf Komando den Kopf einziehen, Skulls langmachen und gegebenenfalls hinlegen, um dann direkt unter der Decke der Brückenbögen dahinzugleiten. Nicht auszudenken, was passiert, wenn der Befehl „Skulls lang und hinlegen“ zu spät käme… Keine Angst: Alles ist gutgegangen, alle haben die Nerven bewahrt.
Am Abend freuten wir uns über das gute Essen, und die Gastgeber freuten sich über eine Kiste Kölsch, die Norbert schon fast traditionsgemäß überreichte.
Die bekamen am nächsten Tag auch die Gastgeber in Leiden, vom RV-Rijnland. Schon die Anfahrt mit dem Auto zu diesem Club ist nicht ganz einfach und auch diesmal gingen einige Schäfchen verloren. Dank starker Zugkraft konnten sie im Wherry dann aber in den Grachten der Leidener Innenstadt aufschließen. Dort mussten wir uns mit Ausflugsschiffen und Motorbooten die engen Wasserstraßen teilen. Reges Treiben herrschte nicht nur auf dem Wasser, sondern auch in der Stadt, wo an einem Samstagmorgen viele Leute unterwegs waren und gerne vor der malerischen Kulisse der Altstadt ein wenig in der Sonne saßen. Ja, richtig, es gab auch Sonne. Genaugenommen war es ein richtiger Apriltag mit Sonne, Schauern und auch an diesem Tag – Wind. Hat jemand Holland schon mal ohne Wind erlebt? Leider haben wir in den Grachten auch einiges an Unrat gesehen, auch so manches Schiffswrack, das in Köln sicher noch als „Hausboot-Wohnung mit Potential“ hochpreisig verkauft würde. Es gab aber auch wieder die schön gepflegten Häuschen auf dem Wasser und an den Ufern, mit Terrasse zur Wasserseite und eigenem Anlegesteg. Davon kann am Rhein in Köln so mancher nur träumen.
Am Nachmittag machten sich die meisten dann auf den Heimweg, aber einige blieben noch, um am Sonntagmorgen die kunstvoll geschmückten Wagen der Blumenparade in Harlem anzugucken, und wie wir, auch noch einen Abstecher nach Leiden zu machen. Und wenn man dann mit Klaus und Giesela unterwegs ist, entdeckt man noch so manches, was vom Wasser aus verborgen blieb, wie etwa die „Pieterskerk“ mit ihrer imposanten Säulen-Halle im Kircheninneren und der netten Gaststube, wo es äußerst leckere frischgebackene Marzipan-Kekse gab. Das können wir allen für die nächste Fahrt – ob zu Lande oder zu Wasser – nur empfehlen!
Text: Gaby Reucher