90 Jahre Club-Countdown (7): Meuterei beim CfWP
Vorgeschichte: Die Gemeindeverwaltung Porz hatte dem Club ein Grundstück an der Groov zur Pacht überlassen. Die Gewölbekeller waren voll vom Schutt der ehemaligen Farbfabrik, die bis in die 30er Jahre dort ansässig war. Ein Teil des Gebäudes war noch vorhanden. Bis zum Sommer 1947 hatten die Clubmitglieder mit eigenen Arbeitsgeräten den vorderen Längskeller vom Schutt befreit. Die ersten Klinkervierer waren auch wieder einsatzbereit.
Aus der Chronik 1947
„Für die jungen und neu hinzugekommenen Mitglieder ergaben sich Schwierigkeiten bei der Durchsetzung eigener Vorstellungen zum Clubleben. Da die inzwischen zu Erwachsenen herangereiften Jugendlichen der Vorkriegszeit noch immer vom ‚Establishment‘ als unmündige ‚Rebellen‘ galten – heute als Generationsproblem bezeichnet – mußten Maßnahmen gefunden werden, auch die letzten ‚Gestrigen‘ zu überzeugen. Leider verhinderten deren Engstirnigkeit viele gutgemeinte Aktivitäten und bewogen einige Mitglieder zum Austritt aus dem Club …
Rückblick des Chronisten: Die Parodie wurde geboren
Schon auf der mit großer Erwartung stattfindenen, ersten ordentlichen Mitgliedsversammlung im Februar 1946 erwarteten wir 26 Kriegsheimkehrer sowohl unsere lang ersehnte, verbale Freiheit, als auch die Berücksichtigung unserer Vorstellungen von einem demokratischen Vereinsleben. Doch schon der erste Maulkorb wurde und von den Senioren umgeschnallt, als wir uns erlaubten, den Vorschlag zu unterbreiten, zum ersten Tanz- und Unterhaltungsabend im Kölner Hof, mögen die beiden Clubkameraden Kurt Winkler und Erich Lohner zum Tanz aufspielen….“
(Anmerkung: Danach folgt in der Chronik eine Abhandlung über selbstgebrauten Schnaps, den man kosten musste, und wie dabei eine Idee entstand….)
„Wenn wir schon unseren Mund halten müssen, werden wir uns auf eine andere Art Gehör verschaffen. Wir bieten uns dem Vorstand als Gesangsquartett an, denn „mir künne joht singe..“ In dieser Nacht, in der auch Kriegserlebnisse ausgetauscht wurden, entsann ich micht einer Melodie… Auf seiner so sehr geliebten Gitarre verpasste ‚dä Bienemann‘ dieser Melodie die geeignete Tonart… und gemeinsam gingen wir auf die Suche nach einem überzeugenden Text. Im Morgengrauen wälzten wir uns in Zufriedenheit und sagen gemeinsam zur Probe:
….Auch wenn man uns das Wort enthält, wir sagen klar, was uns mißfällt, weil Schweigen und Kommandoschrei jetzt endlich sind für uns vorbei. Drum hört jetzt drauf, was wir hier woll’n, hört auf zu schimpfen und zu schmoll’n – ihr könnt beruhigt sein – und laden euch heut ein zu uns’rem neuen Sportverein…!
Wir singen heut‘ die Parodie auf weltbekannte Melodie’n…“
(Anmerkung: Es folgt ein Bericht über die Proben und die Erwartung zum ersten Auftritt)
„Mutter Frangenberg sorgte für korrekte Singweise und brachte uns musikalischen Schliff bei. Sie war es auch, die immer dann beschwichtigend einwirkte, wenn Vater Frangenberg die Beendigung der sonntäglichen Sangeskünste anmahnte. … Unter Verzicht der ersten Strophe (Anmerkung: siehe die Strophe oben, wurde vom Vorstand entrüstet abgelehnt) erlebte die Clubparodie auf dem Nikolausfest 1947 im Kölner Hof ihre Uraufführung….
Keiner der damaligen „MÄNNI SINGERS“ sang in der Erwartung, daß Melodie und Einleitungstext auch noch im letzten Jahrzehnt diesese Jahrhunderts unverändert erklingen würden…..“
Aus der Chronik zum 50. Jubiläum des Clubs
Chronist: Erich Altdor (zu jener Zeit Jugendwart im CfWP)
Übrigens, hier ein Textausschnitt aus meinem Text zum 90-Jährigen, der im September im Rudersport erscheinen wird. In dem Abschnitt geht es um die 2000er Jahre. Es gibt scheint’s immer wiederkehrende Probleme 🙂 (Gaby Reucher)
„Die Nachkriegsgeneration war nun selbst alt geworden. Nicht zuletzt wegen fehlender Finanzen konnten auch die alten Boote nicht mehr so in Schuss gehalten werden, wie es nötig gewesen wäre.
So sei der Stand gewesen, sagt Karl Reiners, als er 2010 den Vorsitz der Ruderabteilung übernahm. „Das erste, was wir gemacht haben, wir haben viele alte Boote verkauft und neue Kunststoffboote angeschafft.“ Dazu hatte die Stadt Köln einen Zuschuss gegeben.
Hinzu kam: „Die Generation von damals dachte noch sehr autoritär. Der Vorgesetzte hatte zu entscheiden. Junge Leute mit eigenen Ideen fühlten sich da nicht eingebunden.“ Heute werde mehr darüber diskutiert, Dinge im Club zu verändern. Die Anregungen der Mitglieder greife der Vorstand gerne auf, meint Karl Reiners. War es früher eine Ehre Mitglied im Club zu sein, so müsse man heute die Leute ansprechen und motivieren. Auch wenn es innerhalb des Clubs um den Arbeitsdienst gehe…“